Sonntag, 8. Mai 2016

Dreaming

TraumZeit
Die Traumzeit-Legenden handeln von der universellen, raum- und zeitlosen Welt, aus der die reale Gegenwart in einem unablässigen Schöpfungsprozess hervorgeht
Wikipedia

Colleen Wallace Nungari 
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Vielleicht aber war die beste Zeit, 
jene die ich eine ganze Weile lang verflucht hab. 

Jene Tage , die ich nur im Auto verbrachte und fuhr und fuhr und fuhr.
Wie ich hindurchtauchte, durch diesen unendlichen Wald aus Eukalyptus auf diesem dunkelgrauen Band, unter mir das sanfte Brummen, die Bewegung in den Eingeweiden, kein wirkliches Ziel … nur westwärts weiter und weiter getrieben von nichts als dem reinen Vorwärtsdrang in mir … einer Illusion von Unendlichkeit folgend.

Ein Musikstück von magischer Gleichförmigkeit und wogenden Wiederholungen, der ewige Tango des Lebens. 
Diese Momente in denen ich anhielt, weil die Schönheit und das Glück in mir überquollen weil ich die Zeit anhalten wollte … weil ich eine Welle dieses Flusses in mir speichern musste, den Motor liess ich laufen, ich wusste, es würde mich bald weiter treiben … ziellos, ausweglos, gefangen.

Angekommen am Indischen Ocean waren diese Tage des besinnungslosen Dahintreibens vorbei, die Reise um eine Komponente ärmer, die Magie verflog… wurde ersetzt durch so etwas wie eine Suche. 

Es war diese Suche die mich nun voran trieb, die Suche nach Orten, nach Materiellem, nach einem Hotel, nach einer Attraktion, nach Schönheit … vielleicht.

Aber verloren war die Leichtigkeit, das Beflügelte, der Wind in meinem Herzen, das fast brutale Nichtwissen … diese Besinnungslosigkeit, die mir angekreidet wurde … ich solle mir doch dieses und jenes anschauen. 
Sag einem Liebenden, der solle an die Folgen denken … 
... Du Idiot, Du Scharlatan, Du Menschenverächter, Du reaktionäres Vieh!

Letztlich komme ich um das „Aber“ nicht herum … um das, was meinen Verstand ausmacht, das väterliche erstickt die Anima …. das Crescendo wird von der Melodie gefressen.

Also … dann halt: ABER … 

So wie die Fahrt nach Norden begann … holte mich die Rationalität ein … ich fragte mich wo es schön sei, wo ich bleiben könne, was mein Ziel sei.
Als ich dann im Norden ankam, in Darwin … da war ich schon wieder ganz Tourist, ganz dem Erfolg der Reise verschrieben.
Gnade hatte mir nur Broome gewährt und nachher Noorlangie … ein wenig weg von der Strasse, eine andere Welt mit einem grünen Ocean und 20.000 Jahre alten Felszeichnungen … den Kopf im Kaninchenloch konnte ich einen Geist treffen, mein Herz verlieren an die geliebte Fremde.

Dann die Tage in der Hitze, die Tage der Armut, der Insekten … in mir selber sowohl diese Weite … der endlose Himmel, ebenso wie das eingesperrt sein in künstlich gekühlten Räumen oder dem Auto … nichts für den Europäer in mir … die unnahbare Schönheit … die eiskalte Glut während ich mich dem Herzen des Kontinents nähere … Anziehung und Flucht im Gleichgewicht … traf ich eine leichtfüssige Entscheidung. 
Am DreiwegePunkt ging ich endgültig auf die Rückreise … eher ein Rückzug … aber auch die knappe Verneigung einer Kapitulation.

Um einen Krug exakt ganz voll zu machen, muss zum Schluss ganz vorsichtig giessen. 
Townsville war noch der sichere  Hafen, dort wo der Seemann zu den Huren geht, sich volllaufen lässt und frisst bis er umfällt, dort wo er besinnungslos schläft und Kraft sammelt für die letze Etappe.
Nach Norden ging es, dem Äquator entgegen, ein lange geplantes Ziel … eine Entscheidung von zwei Jahren zuvor. 
Nichts konnte mich halten, noch einmal kam das alte Vorwärstsstreben, das Singen der Reifen auf dem Asphalt … jedoch mit der Endlichkeit vor Augen.
Cooktown selber … ein Nest … eigentlich kaum der Rede wert … aber doch, vielleicht aus Sentimentalität, nicht wegdenkbar.

Doch … wenn etwas aussieht wie eine Sackgasse und riecht wie eine Sackgasse und sich anfühlt wie eine Sackgasse, dann ist es eben genau DAS.

Was blieb war der Rückweg, der Unglaube, dass das alles gewesen sein sollte. 
Noch 2000 Km Küste bis zu einem ungeliebten Ende.
Rückweg …
Heimkehr …
Endlichkeit …
verflixte Kacke …

… die Reise entglitt mir 
aus dem Reisenden wurde ein Gereister
ein Herzloser, einer der nicht wahr haben wollte …

… bis ich 

hinein fuhr … 

… hinein ins Herz der Schönheit.

Die Wet Tropics, fatalistische TypoonZone … 
Es regnete den ganzen Tag, atemberaubende Häuser direkt am Strand für`n Appel und `n Ei.
„We do`nt use umbrellas“ … die Verkehrung des europäischen in das oceanische … 
OCEANIC ORGANIC ORGASMIC  … 

Das Väterliche zerbröselte …ganz unten in mir implodierte die Suche.
Vielleicht gehts auch weniger dramatisch … sie löste sich auf … fade away

So landete ich am Strand … an Ostern 2016 in 1770

… gab mich endlich hin, der Sonne und dem Ocean und mir selber. 
Fand die Lösung für all mein Streben in diesen Wochen. 
Tauchte ab in Bild und Wahrheit und konnte loslassen und einem Ende endlich ruhig entgegen schauen. 

Den Teufel werde ich tun, zuzugeben, dass 3 Monate Australien genauso sind 
wie das Leben selber … auf jeden Fall zu kurz!

Am Ende die schlimmste aller Frage:      „na, wars schön?“

Standardantwort:                                     nich nur ... 






Am Ende
ein Anfang ...

... so traf ich gestern beim Einkaufen Foftain.

Seit ich den Ocean auf Fraser Island verlassen hatte, war er weg geblieben.


Er lümmelte am Schnapsregal im Manormarkt, die Beine im Stehen lässig gekreuzt.


Kein "Hallo" nur ...
"Wie wärs mit `ner Flasche Vodka?" ... dabei nickte er Richtung Regal.

Am Abend, nach einem schönen Essen mit Freunden, sass er auf dem Sofa als ich heimkam.

Ich machte die Flasche auf, stellte zwei Gläser hin.
Wir kippten das Erste wortlos.
Er füllte noch zwei.

"Scheisse Mann! ... das war ja `ne ganz schöne Runde die wir da gedreht haben, wa?!"


"Ja ... das stimmt"

"Nächstes Jahr nach New York?"

"Yep!!"





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